Ihr künstlerisches Erbe lebendig halten und in die Zukunft tragen: Das ist die Aufgabe der Pina Bausch Foundation.
Die Tänzerin und Choreografin hinterließ ein vielschichtiges und außerordentlich umfangreiches künstlerisches Erbe. Nach ihrem Tod gründete ihr Sohn Salomon ihrem Wunsch entsprechend am 3. August 2009 die gemeinnützige Pina Bausch Foundation, in die er ihren gesamten künstlerischen Nachlass einbrachte. Dieser umfasst neben umfangreichen Archivbeständen auch die Urheberrechte an ihren Stücken und Choreografien sowie an den Bühnen- und Kostümbildern von Rolf Borzik.
Vorstandsmitglieder sind Salomon Bausch (Vorstandsvorsitzender) und Simone Rust; den Stiftungsbeirat bilden Madeline Ritter (Beiratsvorsitzende), Michael Morris (Stellv. Beiratsvorsitzender), Anne Teresa de Keersmaeker, Pedja Muzijevic und Breanna O' Mara.
Zu den vielfältigen Aktivitäten der Stiftung gehören neben der Vermittlung von Pina Bauschs Kunst in verschiedenen Veranstaltungsformaten und an unterschiedliche Zielgruppen gegenwärtig vor allem der Aufbau des Pina Bausch Archivs.
Eine enorme Materialfülle zu 53 Stücken der Choreografin: 2010 begann die Pina Bausch Foundation mit der Archivierung. Wo möglich wurden Materialien digitalisiert, physische Objekte wurden vermessen, beschrieben und fotografiert.
Dies ist weit fortgeschritten: So etwa sind bereits mehr als 38.000 Fotografien digitalisiert und fast 3.900 Videos, 3.900 Kostüme sind genauso erfasst wie 1.100 Programmhefte. Herzstück des digitalen Archivs ist eine in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt entwickelte Datenbank, die neueste Technologien nutzt.
„Pina lädt ein“: Schon der Name des Archivierungsprojekts drückt aus, dass unter diesem Archiv kein trister Dokumentenspeicher zu verstehen ist, sondern ein Ort des lebendigen Austauschs, künstlerisch wie wissenschaftlich, für alle, die auf Pina Bauschs Kunst neugierig sind.
Wuppertal, die „Alltagsstadt“: Zu ihr hat sich Pina Bausch zeitlebens bekannt, hier hat sie 36 Jahre lang das Tanztheater geleitet und geprägt. In einer anderen Stadt, so vermuten manche, wäre ihre Kunst in dieser Form nicht möglich gewesen; ohne sie wäre Wuppertal heute eine andere Stadt.
Für die Spielzeit 1973/74 holt Arno Wüstenhöfer sie hierher als Leiterin des Wuppertaler Balletts. Sie zögert, sagt schließlich zu – „Ich kann ja mal probieren.“ – und benennt es bald in Tanztheater Wuppertal um. Ihre frühen Arbeiten werden kontrovers aufgenommen, es gibt Buhrufe und vernichtende Kritiken. Gleichzeitig aber wählen die deutschen Ballettkritiker ihre Gluck-Inszenierung von 1974 zum Tanzereignis des Jahres. Wuppertal bleibt die Heimat des Tanztheaters, auch zu Zeiten, als es Weltruhm genießt.
Auch die Pina Bausch Foundation bekennt sich zu Wuppertal und kann sich keinen besseren Ort als langfristigen Standort des Pina Bausch Archivs vorstellen. Die Stiftung versteht sich in den kommenden Jahren als Impulsgeber für die Planung des „Internationalen Tanzzentrums Pina Bausch“, an dem sowohl das Tanztheater als auch das Archiv ansässig sein sollen.
Die Pina Bausch Foundation ist sich bewusst, dass es mehr bedarf als mit Sorgfalt gesichertes Archivgut, um ein lebendiges Bild von Pina Bauschs künstlerischem Werk zu bewahren. Ihre Wegbegleiter, Tänzer und Mitarbeiter tragen die Erfahrung um ihre Kunst als gelebtes Wissen in ihren Köpfen und Körpern; auch diese persönlichen Erfahrungen will die Foundation bewahren, weitergeben und so eine Überlieferungstradition schaffen – von Mensch zu Mensch.
Pina Bauschs Arbeit hat weltweite Anerkennung erfahren und hat, gerade mit den internationalen Koproduktionen des Tanztheaters, auch Brücken geschlagen zu anderen (Tanz-) Kulturen. Sie selbst hatte auf ihren Reisen lebenslange Freundschaften geschlossen. Daher ist es der Pina Bausch Foundation ein Anliegen, rund um den Globus auf Spurensuche zu gehen und mit den Menschen zu sprechen, die mit ihr gearbeitet haben. Um etwas von dem einzufangen, was die Menschen bei der Arbeit mit der Choreografin erfahren haben.
Die Projekte der Pina Bausch Foundation wurden und werden gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kulturstiftung des Bundes, das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung für die Stadt Wuppertal, den Tanzfonds Erbe und den Landschaftsverband Rheinland.